Umbenennung des Ina-Seidel-Wegs

Antrag an den Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung am 14.09.2021 sowie an den Rat der Stadt Wülfrath am 29.09.2021

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Ritsche,

die Ratsfraktion DIE LINKE/Wülfrather Liste bittet den nachfolgenden Antrag auf die Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung am 14.09.2021 sowie der Sitzung des Rates der Stadt Wülfrath am 29.09.2021 zu nehmen.

Die Stadt Wülfrath beschließt die Umbenennung des Ina-Seidel-Wegs in Esther-Bejarano-Weg.

 

Begründung:

1932 wurde Ina Seidel als zweite Frau in die Preußische Akademie der Künste berufen. Seidel identifizierte sich mit der Ideologie des Nationalsozialismus und gehörte 1933 zu den 88 Schriftsteller:innen (siehe Anlage), die Adolf Hitler das Gelöbnis treuester Gefolgschaft geschworen hatten. Die Initiative für das „Gelöbnis“ ging von der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste in Berlin aus, nachdem diese im Frühjahr und Frühsommer 1933 handstreichartig umgebaut und mit Anhänger:innen des Nationalsozialismus besetzt worden war und sich kurz darauf in Deutsche Akademie der Dichtung umbenannt hatte.

1944 wurde Seidel von Hitler persönlich in die Gottbegnadeten-Liste aufgenommen. Dass ihr Name heute noch einen Straßenzug in Wülfrath „ziert“, ist beschämend und zeigt auf, dass die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus noch lange nicht abgeschlossen ist. Mit der Umbenennung des Ina-Seidel-Weges in Esther-Bejarano-Weg könnte die Stadt Wülfrath deutlich machen, dass Menschen wie Ina Seidel, die die Geisteshaltung der Nationalsozialisten teilten, in unserer offenen und demokratischen Gesellschaft keinen Platz haben – auch nicht auf Straßenschildern!

Esther Bejarano starb am 10. Juli 2021 eine der letzten Überlebenden des KZ Auschwitz. Sie war eine unermüdliche Kämpferin für Verständigung und Toleranz und gegen alle Formen von Hass, Faschismus und Rechtsextremismus. Generationen von jungen Menschen lernten durch Gespräche mit ihr in den Schulen vom Holocaust. Ihre aufrechte Haltung, ihre vielfältiges Engagement für Demokratie und auch ihr Optimismus sollten uns Vorbild sein. Bejarano hatte die Nazis erlebt, sie musste die KZs Auschwitz und Ravensbrück durchstehen, ihre Eltern sowie eine ihrer Schwestern wurden von den Nazis ermordet. Und sie hat ihre Stimme genau deshalb mit einer unglaublichen Kraft gegen alle Formen rechter Hetze und Gewalt erhoben.

Unsere Gesellschaft hat ihr viel zu verdanken. Setzen wir ein Zeichen und geben dieser mutigen Frau dauerhaft einen Platz in unserer Mitte. Tragen wir dazu bei, dass ihr Vermächtnis wachgehalten wird.

Mit freundlichen Grüßen

Ilona Küchler

treuegeloebnis

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